Moritz Leuenberger narrte sie alle

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Moritz Leuenberger betonte schon seit langem, dass er die volle Legislaturperiode beeenden, d.h. bis Ende 2011 im Amt bleiben wolle. Die Nörglerei an seinem langen Ausharren – verdeckt aus seiner Partei, vor allem aber von den Medien und der Öffentlichkeit – riss seit Jahren nicht mehr ab.

Vor ein paar Minuten gab Leuenberger seinen Rücktritt aus dem Bundesrat auf Ende 2010 bekannt. Dass er zurücktritt, sickerte im Vorfeld nicht durch. Noch kurz vor Beginn seiner Medienkonferenz  wurde in den Onlinemedien spekuliert, weshalb er die Bundeshausjournalisten so kurzfristig auf 11 Uhr eingeladen hat. Leuenberger schaffte es, alle zu narren und darüber schien er sich zu freuen.

Der Rücktritt Leuenbergers ist vorab ein grosses Geschenk für seine Partei, die SP. Sie kann nun die nächsten Monate ein Schaulaufen mit den möglichen Nachfolgerinnen und Nachfolger inszenieren. Das Sommerloch eignet sich vorzüglich für die erste Phase dieses Schaulaufens. Nichts lieben die Medien mehr, als das Geplänkel vor Bundesratswahlen auszuwalzen. Der SP kann das nur recht sein.

Zur Nachfolgeregelung: Im Vordergrund steht eine Frau aus der deutschen Schweiz, namentlich: Simonetta Sommaruga (Ständerätin, BE, 50-jährig), Jacqueline Fehr (Nationalrätin, ZH, 47-jährig) sowie Regine Aeppli (Regierungsrätin Kanton Zürich, 1995 – 2003 Nationalrätin, 58-jährig).

Der erweiterte Kreis umfasst auch Männer: zum Beispiel Markus Notter (Regierungsrat Kanton Zürich, der Anfang Juni seinen Rücktritt auf nächsten Frühling bekannt gegeben hat, 50-jährig), und Urs Hofmann (Regierungsrat Kanton Aargau, 1999 – 2009 Nationalrat, 54-jährig).

Eine Frau aus der Deutschschweiz hat Vorrang, weil die SP in der Romandie einen Wechsel vornehmen möchte. Sobald der in den nächsten zwei Jahren zu erwartende Rücktritt von Micheline Calmy-Rey Tatsache ist, soll ein arrivierter SP-Mann zum Handkuss kommen. Zwei Namen werden hierbei immer wieder genannt: Ständerat Alain Berset und Parteipräsident Christian Levrat – beide sind aus dem Kanton Fribourg.

Foto Moritz Leuenberger: nzz.ch

Achtung: Aufgrund heftiger Spamattacken musste dieses Posting vom Freitag, 9. Juli 11.10 Uhr, zweimal vom Netz genommen werden. Vorübergehend verschwunden sind auch die 10 Kommentare, pardon. Sie werden nachfolgend in einem einzigen „Aufwisch“ wieder publiziert.

6 Comments on “Moritz Leuenberger narrte sie alle”

  1. Mark Balsiger

    Es folgen hier nacheinander die 10 Kommentare, die aufgrund der Spamattacken vorübergehend vom Netz genommen werden mussten.

    J.C., 09.07.2010 auf 21:48

    2006 hatte Joseph Deiss genug. Es kam neu Doris Leuthard. 2007 waren Gesamterneuerungswahlen und Christoph Blocher wurde gegangen. Es kam neu Eveline Widmer-Schlumpf. 2008 trat Samuel Schmid zurück. Es kam neu Ueli Maurer. 2009 fand Pascal Couchepin, er wolle nicht mehr Bundesrat sein. Es kam Didier Burkhalter.

    2010 tritt Moritz Leuenberger nun zurück. Es kommt eine neue Bundesrätin. 2011 sind wieder Gesamterneuerungswahlen. Damit wählt das Bundesparlament dann sechs Jahre lang jährlich einen neuen Bundesrat. Immer verbunden mit dem obligaten Medienrummel. Ist das alles, was Politik zu bieten hat?

    Frei nach dem Motto: Was kümmern uns die Wirtschaftskrise, die Verschuldung des öffentlichen Haushalts, die Klimafrage oder andere Sachthemen. Hauptsache wir haben jährlich unsere Bundesratswahl.
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    Mark Balsiger, 09.07.2010 auf 19:22

    @ Hardy
    Ruth Metzler wurde im Alter von 36 Jahren in den Bundesrat gewählt, und sie war diesem Amt vermutlich nicht gewachsen. Ich vermute, dass das Parlament durchaus lernfähig ist und den Faktor Alter bzw. Jugendlichkeit zu gewichten weiss.

    @ Lupe
    Das ist genau das Karussell, das jetzt schon munter dreht. Es hilft der SP zweifellos, zum Nulltarif ihre besten Leute ins Scheinwerferlicht zu stellen. Problematisch ist, dass dieses Schaulaufen bis Ende Oktober dauern soll. Das kann viele, zu viele Ränkespiele auslösen – oder das Publikum wird der Sache früher überdrüssig.

    Lupe, der Satire-Blog

    Dass so viele namen ins spiel gebracht werden, zeigt, dass die sp viele mögliche und fähige kandidaten hat. zu diesen zähle ich auch nationalrat hans-jürg fehr. er ist einer der fähigsten köpfe der sp und zudem, wie bis anhin leuenberger, wäre es wieder ein vertreter der region zürich-schaffhausen.

    Mark Balsiger, 09.07.2010 auf 17:02

    Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren spekulierte ich in diesem Blog über einen Rücktritt von Moritz Leuenberger: https://www.wahlkampfblog.ch/?p=345

    Hardy, 09.07.2010 auf 14:40

    @ Mark
    Ruth Metzler war damals auch nicht (viel) älter wenn ich mich recht entsinne.
    Zudem täte etwas Jugend dem überalterten und zerstrittenen Gremium ganz gut. Was das Alter und Dienstalter von Politikern/innen betrifft, dazu habe ich mich in meinem Blog ausgelassen.

    Mark Balsiger, 09.07.2010 auf 14:31

    @ Hardy
    Ob jemand im Alter von 33 reif ist, als Bundesrätin tätig zu sein, wage ich zu bezweifeln.

    @ David
    Regina Aeppli hatte in den ersten Jahren als Regierungsrätin in der Tat einen besseren Lauf. Trotzdem würde ich sie nicht verfrüht abschreiben.

    Wen ich am Morgen in der Eile vergass zu erwähnen: Claude Janiak (Ständerat, BL). Er machte auch als Ständeratspräsident eine gute Figur. Die mögliche Frauenmehrheit, die Hardy anschneidet, wird zweifellos für gewisse Leute ein Thema. Bedenklich.

    Hardy, 09.07.2010 auf 13:35

    Erhält eine Frau aus dem bürgerlichen Lager genügend Stimmen? Immerhin wären ja dann 4 Frauen und 3 Männer im Bundesrat. Eine Frauen-Mehrheit? Für einige sicher unvorstellbar.

    David, 09.07.2010 auf 13:29

    Ich weiss nicht, was Frau Aeppli besonders ausgezeichnet hätte in den letzten Jahren. Meine persönliche Favoritin ist eindeutig Jacqueline Fehr.

    Hardy, 09.07.2010 auf 12:21

    Als weitere “heisse” Kandidatin darf sicher Pascale Bruderer genannt werden.
    Und was ich von der SVP-Zwängerei halte, steht hier.

    Mark Balsiger, 09.07.2010 auf 12:13

    Eine gute Stunde nach Moritz Leuenbergers Rücktrittsankündigung zeichnet sich ein Zweikampf SP-Kandidatur vs SVP-Baader ab. Die CVP hat weder Anspruch noch Interesse an einem zweiten Sitz. Die FDP hat genug Probleme mit ihrem Noch-Bundesrat Hans-Rudolf Merz, und die Grünen verzichten definitiv.
    Entscheiden werden bei der Ersatzwahl im Dezember die Stimmen der Mitte-Parteien.

    Mark Balsiger, 09.07.2010 auf 12:03

    Wenig überraschend die Reaktion der SVP: Sie will Leuenbergers Sitz angreifen. Als Sprengkandidat wird Fraktionschef Caspar Baader genannt. Die Grünen wiederum werden beim Poker um die Leuenberger-Nachfolge niemanden ins Rennen schicken. Das erklärte Präsident Ueli Leuenberger gegenüber DRS4.

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  3. Titus Sprenger

    Ein möglicher Nachfolger für Sommaruga im Ständerat steht auch schon bereit: Hans Stöckli hat heute seinen Rücktritt als Bieler SP-Stadtpräsident erklärt (bleibt aber Nationalrat). Oder denke ich da schon zu weit…

  4. Mark Balsiger

    @ Titus Sprenger

    Die Frage ist, wie weit Hans Stöckli dachte. Dass er seine Entscheidung, auf Ende 2010 als Stadtpräsident von Biel zurückzutreten, schon vor zwei Jahren gefällt hat, will ich ihm gerne glauben.

    Für die Ständeratskandidatur wäre auch schon ein Kalauer bereit:

    Hans, ab ins Stöckli.

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