Ein Hoch auf die Bereitschaft, mit viel Fleiss ein Tabuthema aufzuarbeiten. Das welsche Magazin „L’Hebdo“ zeigt in der Ausgabe von heute auf, wieviel Geld die Parteien für Werbung aufwenden. Das ist ein erster Schritt in Richtung mehr Transparenz, die von vielen verlangt wird.
Über Geld spricht man nicht in unserem Land – entweder man hat es oder man hat es nicht. Auch bei den Parteien ist Geld ein Tabu.
Die „L’Hebdo“-Journalisten trugen u.a. die Daten und Zahlen zusammen, was ihnen von Media Focus zur Verfügung gestellt wurde. Diese Marktforschungsfirma misst seit rund 20 Jahren den sogenannten Werbedruck. Dazu gehören: Print (Inserate, Reklamen, Publireportagen), TV, Kino, Internet, Radio und Plakat. Weil politische Werbung in TV und Radio verboten ist, dürften bei Parteien die Bereiche Print und Plakat noch immer den Löwenanteil der Werbebudgets ausmachen.
Dank dem Effort von „L’Hebdo“ liegen nun Zahlen vor, die verlässlich sein dürften. Und so viel gaben die fünf grössten Parteien in den letzten vier Jahren gesamthaft für Plakate und Inserate aus:
Werbeausgaben der Parteien – Grafik gross (PDF)
Auf den ersten Blick sind das stolze Zahlen, zumindest bei SVP und FDP. Die SVP hatte demnach pro Jahr approx. 8,75 Millionen Franken zur Verfügung, die FDP 5 Millionen. Zieht man in Betracht, dass die Zahlen in der Grafik für Abstimmungen und Wahlen sowie alle Sektionen gelten – also nicht nur die Mutterparteien -, relativiert sich das Bild allerdings massiv.
Der Artikel von „L’Hebdo“ zum Herunterladen:
L’Hebdo: L’INSOUTENABLE OMERTA (31. März; PDF)
Die Zeit für eine Zusammenfassung fehlt mir, je suis desolé. Die Diskussion über Transparenz und Parteienfinanzierung erhält mit diesem Bericht schon wieder neuen Schub und vor allem erste Messwerte.
Gespannt bin ich, wie die Deutschschweizer Medien dieses Thema nun aufgreifen werden. Es ist möglich, dass der ehemalige CVP-Generalsekretär und Journalist Hilmar Gernet, der diese Woche seine Dissertation zur Parteienfinanzierung vorlegte, bewusst näher mit dem Lausanner Magazin zusammenarbeitete. Schlauer Fuchs.
– Montage: L’Hebdo
– Grafik: Thomas Hodel
Ein weiteres Posting zum Thema: Vom Geld der Parteien (Zoonpoliticon)
7 Comments on “Die Parteien und das liebe Geld”
finde dies wirklich einen ersten schritt richtung mehr transparenz. allerdings nur bezüglich transparenz der ausgaben.
interessanter ist, woher das geld kommt. wie viel ubs, cs, novartis, blocher und co den parteien „geheim“ spenden.
in einer modernen demokratischen schweiz sollte das geheime spenden von grossbeträgen (auf schweizerischer ebene ab 10’000 franken) offengelegt werden müssen. wir sind doch keine bananenrepublik, wo jedes unternehmen ganz legal die politiker heimlich beeinflussen, wenn nicht gar kaufen kann. hoffe lukas reimann (svp) zieht nicht plötzlich den schwanz ein und lanciert seine offenlegungsinitiative, die – auch wenn sie parteispenden auslässt – ein erster schritt in die richtige richtung ist.
zu viel des lobes, meine ich. denn lupe verweist auf eine schwäche, und ich füge eine weitere an. wohin das geld geht, bleibt tabu. bis heute gibt es keine einige übersicht, wer von den wahlkampfausgaben profitiert, wie gross der anteil der politischen werbung beispielsweise in den verschiedenen medien ist, – und ob es einen (dynamischen) zusammenhang zwischen ausrichtung, werbung und berichterstattung in medien gibt.
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Etwas Bewegung in der Sache bei der FDP (24. Mai 2011):
http://www.blick.ch/news/politik/wahlen2011/nicht-mehr-als-200000-franken-fuer-die-fdp-173226
http://bazonline.ch/schweiz/standard/FDP-moechte-sich-weiterhin-nicht-in-die-Kasse-schauen-lassen/story/11345980
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