Andreas Kyriacou zählt für mich zu den engagiertesten Polit-Bloggern in diesem Land. Schon seit Jahren schreibt er viel – und fast überall. Ich vermute, dass er so ziemlich alle Feeds abonniert hat. Zuweilen beschleicht mich das Gefühl, er sei 24 Stunden online. Bürokollege Suppino sagte einmal: „Kyriacou bloggt vermutlich noch, wenn er auf der Klobrille sitzt oder eine Skitour macht.“
Gestern lancierte Kyriacou zusammen mit Mitstreitern ein neues Portal: Es heisst Bilablog (die Abkürzung steht für Bilateralen-Blog) und ist nach Angaben der Initianten die erste parteiübergreifende Blog-Kampagne in der Schweiz. Die eingeladenen rund 20 Bloggerinnen und Blogger spannen zusammen und verfassen mindestens je einen Beitrag zur Abstimmung über die Personenfreizügigkeit. Im Zentrum steht dabei, weshalb wir am 8. Februar Ja stimmen sollten.
Ich finde dieses Projekt bemerkenswert und spannend. Aus drei Gründen:
1. In Zeiten der weiter zunehmenden Polarisierung in der Politik ist es besonders wertvoll, wenn vereint, quer über die Parteigrenzen, zusammengearbeitet wird.
2. Auf dem Portal wird in drei Landessprachen sowie in Englisch geschrieben. Das kann dem Zusammenhalt des Landes nur gut tun. Und es fördert die Sprachkompetenz der Leserinnen und Leser, ich selber werde mir die Zähne ausbeissen an den Postings in italienischer Sprache.
3. Der Mix ist gut: Es sind nicht nur die üblichen Verdächtigen dabei, sondern auch unbekannte Teilnehmende. Das ist weise und setzt einen Kontrapunkt zum Verhalten der Massenmedien, die nur noch den prominenten Parlamentariern und Experten nachhecheln.
Der negative Punkt: Dieses Portal kommt viel zu spät. Schade, dass es erst knapp drei Wochen vor dem Abstimmungstermin lanciert wurde. Es hätte eine gewisse Relevanz erreichen können, wenn man es vor drei Monaten gestartet hätte. Eine echte Debatte um Argumente statt Raben und Geld hätte der Sache am meisten genützt.
3 Comments on “Bloggen für die Bilateralen”
Herzlichen Dank für den Werbebeitrag! Ein wichtiger Nachsatz muss aber gemacht werden: Ohne Michael Jägers spontanes Angebot, für den Webauftritt besorgt zu sein, wäre bila-blog.ch wohl bloss eine nette Idee geblieben. Er hat als Fachmann in Windeseile ein attraktives Portal erstellt und all die kleinen Zusatzwünsche, die seit der Aufschaltung dazu kamen, blitzschnell erfüllt.
Und ganz klar: Die Idee hätte mir/uns viel früher kommen müssen. Sie entstand erst vor rund drei Wochen – und zwar reichlich spontan. Aber so viel Wirkung wie Online-Rabentotschiessspiele erzielen wir hoffentlich auch…
Noch zu den Mutmassungen von Suppino: Ja, ich habe natürlich ein Drahtlosnetz zu Hause… Skifahren tu ich nicht, aber mein Akrobatiktraining absolviere ich tatsächlich computerlos.
Sorry, dass wir mit genialen Gedanken für einmal nicht schneller waren… bei Wahlen starten wir automatisch früher mit Ideen generieren… liegt wohl am Egoismus des „Politikers“.
Für die Bilateralen ist’s nun etwas knapp. Zugegeben. Vielleicht aber ist’s nun erstmals ein Modell, das dann für künftige Abstimmungen in ähnlich gewichtigem Rahmen kopiert werden wird.
Don’t forget: Die meisten von uns Bloggern haben einen ganz normalen Job, der sie derweilen auch – nebst zahlreichem Drahtlossurfen – ausfüllt.
Ich bin gespannt, was die Presse aufgreift, schaue täglich bei Swissdox rein und werde über Berichte berichten.
Ich find’s nach wie vor eine geniale Idee von Andreas.
dies war übrigens die Geburtsstätte vor drei Wochen:
http://retomueller.blogspot.com/2009/01/kampagnen-zur-personenfreizgigkeit.html