Alexander Tschäppät: Exemplarisches Beispiel für den permanenten Wahlkampf

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Am 28. November 2004 wurde Alexander Tschäppät als Berner Stadtpräsident gewählt. Es gibt Auguren – Medienschaffende und Beobachter -, die behaupten, sein Wahlkampf 2008 habe am 29. November 2004 begonnen. Ich teile diese Wahrnehmung. Allerdings finde ich das nicht verwerflich. Wahlkampf ist nichts Anstössiges, der permanente Wahlkampf auch in der Schweiz eine Tatsache.

Bei den Angelsachsen gilt: „Every Day is Election Day“. Ich beobachte seit Jahren einige Schweizer Politiker, die diesem Leitspruch nachleben. Es sind vornehmlich Vertreter von Stadt- und Kantonsregierungen, die kraft ihres Amtes relativ einfach einen permanenten Wahlkampf führen können.

Um beim exemplarischen Beispiel von Alexander Tschäppät zu bleiben: Am letzten Wochenende mischte er sich unter die illustren VIP-Gäste bei der Eröffnung der BEA, am 1. Mai sprach er auf dem Kornhausplatz zu den Gewerkschaftern und Genossinnen, gestern gab ihm die „Berner Zeitung“ Platz für die Kolumne „Mein YB“. Seit einigen Tagen wirbt er auf Plakaten für den heutigen Anlass schweiz.bewegt – Fit für die Euro unter den vier „host cities“ (siehe Foto). Daran nahm er auf der Allmend auch teil, was ihm in der Newssendung von „TeleBärn“ einen prominenten Auftritt ermöglichte, der ihn zeigt, wie er oft ist: jovial, mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Dass seine sportliche Fitness zu wünschen übrig lässt, thematisierte er wohlweislich gleich selber.

Regelmässige Auftritte in der Öffentlichkeit, am besten von den Massenmedien transportiert, entscheiden über das Sein oder Nichtsein eines Politikers bzw. seine (Wieder-)Wahl. Alexander Tschäppät, Sohn des legendären Stapis Reynold Tschäppät, der 1979 im Amt verstarb, hat diese Erkenntnis schon lange verinnerlicht. Ich halte ihn für einen guten Wahlkämpfer. Dass das Internet ein vorzügliches Instrument für den permanenten Wahlkampf ist, hat er allerdings bislang ignoriert. Wenige Tage nach seiner Wahl als Stadtpräsident nahm er seine Website vom Netz. Seither heisst es unter www.stapi.ch schlicht „under construction“.

P.S. Damit es nicht zu Fehlinterpretationen kommt: Ich blogge nur zu Themen, bei denen es nicht zu Interessenkonflikten kommen kann. Und weil ich seit langem etwa alle zwei Tage gefragt werde, ob ich für Tschäppäts Herausfordererin Barbara Hayoz arbeite, sei es hier einmal öffentlich erklärt: Nein, dieses Mandat hat meine Agentur nicht inne. Wichtig ist mir, dass Berns Souverän eine Auswahl hat – und dass dieser Zweikampf fair ausgetragen wird. Es trifft aber zu, dass ich Hayoz‘ Kampagne vor vier Jahren plante und führte.

Foto: Mark Balsiger

3 Comments on “Alexander Tschäppät: Exemplarisches Beispiel für den permanenten Wahlkampf”

  1. Müller Reto

    Hui. So viele Geständnisse in einem Post scriptum….
    Nach wie vielen Rotweingläschen hast du den Eintrag gemacht???

  2. Mark Balsiger

    Bürokollege Suppino grinste eben: „Wieviel Rotwein hat wohl der Verfasser dieses Kommentars intus? Oder wollte er, ohweh-ohweh, gar verdeckt auf die Hauptperson im Posting anspielen?“

    Nun, so etwas will ich Müller Reto nicht unterstellen. Als Geständnisse betrachte ich mein P.S. nicht, eher als Klärung. Um schliesslich die Frage noch zu beantworten: Nullkommanull.

  3. Pingback: Wahlkampfblog » Blog Archive » Bern: Stephan Hügli kandidiert wild

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